Statik trifft Optik

Zwischen geschichtsträchtigem Bestand und technisch forderndem Neubau liegt oft nur eine Wandstärke – mit einer ganzen Reihe statischer Herausforderungen.

So auch in Jena, wo das künftige Deutsche Optische Museum derzeit umfassend modernisiert und erweitert – ein Bauprojekt mit hoher technischer und kultureller Strahlkraft. Der bisher genutzte Altbau aus dem Jahr 1924 bleibt erhalten und wird denkmalgerecht saniert. Gleichzeitig entsteht ein moderner Neubau, der das Museum der Zukunft formen soll – mit neuer Ausstellungsfläche und großzügigem Eingangsbereich.

Das Projekt hat wirklich alles, was das Herz künftiger Tragwerksplaner:innen höherschlagen lässt (ohne dass gleich die Decke nachgibt). Unser Geschäftsführer Holger Keitel, der als Prüfingenieur das Bauvorhaben begleitet, hat sich das letzte Woche mit einer Gruppe Studierender der Bauhaus-Uni Weimar mal live vor Ort angeschaut:

Im Bestand begegnet uns ein echtes Unikat: Die alten Stahlsteindecken werden hier nicht ersetzt, sondern erhalten – mithilfe von Carbonbeton. Eine feine Mörtelschicht bewehrt mit Carbongitter an der Deckenunterseite erhöht die Biegetragfähigkeit deutlich – deutschlandweit einmalig und mit einer vorhabenbezogenen Bauartgenehmigung geregelt. Zusätzlich werden Unterzüge mit CFK-Lamellen verstärkt – genehmigungspflichtig, aber technisch effektiv.

Und auch der Neubau hat es in sich: Die Baugrube liegt nur wenige Meter neben dem Altbau und dem denkmalgeschützten Volkshaus. Damit sich da nichts ungewollt verformt, wurde auf eine besonders verformungsarme Bohrpfahlwand mit Rückverankerung gesetzt. Als wäre das nicht schon herausfordernd genug, liegt unter der Baustelle auch noch gipssteinreicher Boden, der sich nicht gut mit Beton verträgt. Die Lösung: eine speziell entwickelte Betonrezeptur, zusätzliche Opferbetonschichten und eine kluge Planung der Verpressanker außerhalb des kritischen Bereichs. Dazu kommen Trägerbohlwände und Spundwände – alles in allem also so etwas wie ein Best-of des Grundbaus.

Für die Studierenden gab’s also jede Menge konkrete Beispiele dafür, wie Theorie, Rechenkunst und Baupraxis Hand in Hand gehen. Denn genau solche Projekte zeigen, wie vielseitig und kreativ unser Beruf sein kann. Voraussichtlich im Jahr 2027 soll der neue Hotspot der Optik eröffnen. Bis es soweit ist, werden wir sicher noch öfter wiederkommen. Mit Helm, Neugierde und Begeisterung für alles, was trägt.

Fotos
© SGHG Ingenieure GmbH

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